WOLFGANGS LANGER WEG ZUM 3.DAN !

(…der Weg ist das Ziel?? )

Vierundzwanzig Jahre ist es nun her, dass ich am 09.12.1995, zusammen mit meinem Freund Harald, in Germering meine letzte Ju-Jutsu-Prüfung absolvierte.

Wir beide bestanden, damals noch jung (46 + 37 J.) und dynamisch, unsere Prüfung mit Bravour.

Bedingt durch berufliche Veränderungen, Familiennachwuchs und der Verarbeitung des Umbruchs im Deutscher Ju-Jutsu Verband hin zum Ju-Jutsu 2000 (was wir hier im Verein damals nur schwer mittragen konnten), wurde das Training nach dem Gewinn der Deutschen Formenmeisterschaft 1995 von täglichem Training auf 2x in der Woche runtergefahren.

Nachdem Harald dann im Jahr 2012 nach jahrelangen Einsatz als Kindertrainer den Wunsch nach Ablösung äußerte, erklärte ich mich bereit, dies zu übernehmen.

Um mich hier nun als Trainer auf den “neuesten Stand der Technik“ zu bringen, absolvierte ich in 2012 einen mehrwöchigen Lehrgang zum Trainer-C, JJ-Breitensport. Bei diesem Lehrgang kehrte dann auch die ein bischen verloren gegangene Begeisterung für unseren JJ-Sport zurück und es reifte der Entschluss, mich der Prüfung zum 2.DAN zu stellen.

Da das Absolvieren des 1-wöchigen Bayernseminars quasi zum Pflichtprogramm in einer DAN-Vorbereitung gehört, ging es am 13.10.2013 in die Sportschule Unterhaching. Leider endete diese Vorbereitung schon 3 Tage später um 21:00. Während der damals nach einem 10 stündigen langen Trainingstag noch am späten Abend stattfinden Leistungsüberprüfung, wurde ich als Uke das Opfer eines den Anforderungen konditionell nicht gewachsenen Prüflings, der mir mit einem unsauberen Scherenwurf einen Bänderriss im rechten Sprunggelenk beibrachte.

Nach erfolgter Abheilung ging es 2014 in die nächste Vorbereitungsrunde. Aber auch hier lief es leider nicht so wie geplant, denn, wieder nach einer anstrengenden Trainingseinheit, bei der es um die Perfektionierung der großen Außensichel ging, trat mir ein Sportkamerad das rechte Knie durch, mit dem Ergebniss Innenbandriss…

Also wieder tief durchatmen, den Heilungsprozess mit vielen physiotherapeutischen Maßnahmen vorantreiben und sich auf dem Bayerseminar 2015 erneut der Leistungsüberprüfung stellen. Immerhin schaffte ich es jetzt bis zum 4.Tag, bis mich ein anderer Sportkamerad (geschwächt durch eine Erkältung) aus dem Rennen nahm, in der er mir als Uke mit völlig übertriebener Härte Elle und Speiche des rechten Unterarms brach….

Nachdem aufgeben für einen Samurai ja keine Option ist, ging es nun 2016 wieder zum Bayernseminar. Diesmal mit dem festen Vorsatz als oberste Priorität…“unverletzt durchzukommen“. Mitten in der nun letzte Phase der Prüfungsorbereitung zum 2.DAN, wurde mir am Beginn des Bayernseminars die Info zugetragen, das ich mich diesmal entspannen könne, denn eine Prüfung zum 2.DAN wäre jetzt entbehrlich, da ich zur Verleihung des 2.DAN vorgeschlagen worden bin. Da ich nun so viel Trainingsarbeit und Schmerz in diese ganze mittlerweile vier Jahre andauernde Prüfungsvorbereitung gesteckt hatte, brauchte ich aber erst mal eine Nacht, um einer Verleihung was positives abgewinnen zu können, denn ich wollte ja unbedingt z e i g e n was ich kann…

Und so bekam ich also am 26.11.2016 im Rahmen einer schönen Feier in Germering den 2.DAN „kampflos“ verliehen…

Da ich aber im Grund meines Herzens ein Kämpfer bin, konnte ich natürlich nicht von dem Entschluss lassen, mich endlich einer JJ-Prüfung zu stellen. Die Vorbereitungszeit zum 3.DAN sind verpflichtende 3 Jahre. Mit mittlerweile 67 Jahren merkt man dann aber doch so langsam die ganzen „Zipperlein“ die sich im Laufe des Lebens angesammelt haben und so suchte ich den Weg, nach einer Verkürzung der Vorbereitungszeit, damit ich nicht erst mit siebzig zur Prüfung musste. Mit dem Erwerb des Trainer-B, JJ-Gewaltprävention im März 2018, hätte ich um 1 Jahr verkürzen können…,….wenn.., ja wenn mich Ende April 2018 nicht eine Leiter aus eine Höhe von 3,20m vom Dach geworfen hätte. Trotz angewandter Fallschule in Form eines Sturzes seitwärts links, gab doch irgendwas in der Schulter nach und musste operiert werden. Also doch nichts mit Verkürzung, sondern Rekonvaleszenz bis Ende 2018….

Also auf dem Bayernseminar 2019 eine erneute, diesmal auf geplante Unverletztheit abgestimmte Teilnahme. Wie kann man Unverletztheit planen..? Na ja…, zum einen in dem man sich selbst ein wenig einbremst (für mich eine der schwierigeren Aufgaben) und zum andern haben ich mich entschlossen, nachdem ich ja mittlerweile nun wirklich schon 70 bin, eine sogenannten „Seniorenprüfung“ zu machen, bei der man seinen eigenen Prüfungspartner/in mitbringen kann. Dazu hatte ich das große Glück, das heuer Corinna den Weg zu uns in den Verein gefunden hat und sich bereit erklärt hat, für mich bei meiner Prüfung als Uke zu fungieren. Und so konnten wir als eingespieltes Paar die Leistungstests gut und vor allem unverletzt bestehen…

Traditionell findet seit Jahrzehnten zum Abschluss des Sportjahres immer eine große Dan-Prüfung in den Hallen des SCU Germering statt. Am 14.+15.12.2019 stellten sich in insgesamt fünf Gruppen dieses Jahr gut 80 Anwärter der Dan-Prüfung zum 1.,2.,3. + 4.DAN.

Am Samstag 14.12. begannen um 9:00 Uhr für 9 langjährige Ju-Jutsuka in der großen Halle die Prüfungen zum 3. und 4. Dan. Hier galt es nun die 3-köpfige hochrangige Prüfungskommision davon zu überzeugen (Dieter Meyer Ehrenpräsident des JJVB + Andi Hötzinger + Robert Schaffer), das sie die 14 Bodentechniken, 21 Abwehrtechniken, 24 Atemitechniken, 15 Würgetechniken, 39 Hebel und 27 Würfe perfekt beherrschen. Aus diesen 6 Gruppen wählten die Prüfer jeweils 4 Techniken aus, die man als sogenannte Vorkenntnisse zeigen musste und deren Bestehen erst die „Eintrittskarte“ für die eigentlichen Prüfungstechniken sind. Leider ist hierbei schon einer der Anwärter zum 3. DAN ausgeschieden, so daß wir nach der kurzen Mittagspause nur noch zu 8 auf der Matte standen. Über Festlege- u. Transporttechniken mit dem Stock, die Verteidigung gegen Mehrfachangriffe mit dem Stock, Verteidigung gegen Bedrohung mit dem Messer und Pistole ging es dann zu meiner persönlichen Lieblingsdisziplin „freie Selbstverteidigung gegen 2 bewaffnete Angreifer“ die auch von den fachkundigen Zuschauern mit wohlwollendem Beifall honoriert wurde.

Leider stellte sich zum Schluss der Prüfung noch heraus, daß es für einen weiteren Kandidaten nicht gereicht hat, so das zum Ende hin um 16:30 Uhr nur noch 7 Prüflinge glücklich ihre neuen Graduierungsurkunden in der Hand halten durften.

An dieser Stelle noch mal herzlichen Dank an Corinna für ihre Unterstützung…

Euer Wolfgang